Die 14 Stationen des Kreuzweges liegen entlang der Via Dolorosa – die Route, die Jesus von seiner Verurteilung zu seiner Kreuzigung durch die Straßen Jerusalems nahm. Jede der Stationen markiert ein bestimmtes Ereignis. Die meisten Ereignisse werden in der Bibel erwähnt und beschreiben, wie Jesus mit einer Dornenkrone auf dem Kopf das schwere hölzerne Kreuz trug und seinen Weg vorbei an der johlenden Menge durch die Straßen Jerusalems ging. Heute können Touristen und Pilger entlang der Via Dolorosa in Jerusalems Altstadt Jesus' Weg nachempfinden. Die gepflasterten Straßen flankiert von steinernen Gebäuden sind denen sehr ähnlich, die Jesus auf seinem Weg gesehen haben muss. Die Stationen des Kreuzweges sind durch Schilder, Kapellen und Tafeln markiert.
Die 1. Station des Kreuzweges
Die erste Station befindet sich dort, wo Jesus im Praetorium von Pontius Pilatus, auch bekannt als Festung der Antonia neben dem Löwentor in der Altstadt zum Tode verurteilt wurde. Dort bekam Jesus die Dornenkrone. Der Ort der Verurteilung ist heute der Hof der Madrasa al-Omariye Schule für Jungen, der ältesten Schule Jerusalems.
Die 2. Station des Kreuzweges
Die zweite Station befindet sich dort, wo Jesus sein Kreuz nahm und sich an seine Verurteilung erinnerte. Sie befindet sich gegenüber der ersten Station auf dem Grundstück der franziskanischen Schule für biblische Studien. An der Station befinden sich zwei kleine Kirchen: die Geißelungskirche, welche daran erinnert, wo römische Soldaten Jesus schlugen und die Kirche der Verurteilung, welche an den Ort erinnert, wo Jesus verurteilt wurde.
Die 3. Station des Kreuzweges
Die dritte Station markiert den Ort, wo Jesus das erste Mal unter der Last seines Kreuzes zusammenbrach. Es ist nicht weit entfernt von Ecce Homo (Behold the Man), einem steinernen Bogen über der Via Dolorosa. Dort präsentierte Pontius Pilatus den Zuschauern Jesus. Die Station wird durch eine polnisch-katholische Kirche markiert, die von armenischen Katholiken aus Polen gekauft wurde und von polnischen Soldaten, die im 2. Weltkrieg in Palästina stationiert waren, bezahlt wurde. Über dem Eingang der Kirche ist ein Relief, welches zeigt, wie Jesus stolperte als er das Kreuz trug. Dieses Ereignis wird nicht in der Bibel beschrieben.
Die 4. Station des Kreuzweges
Die vierte Station markiert den Ort, an dem Maria stand und zusah, wie ihr Sohn an ihr vorbeiging. Die armenische Kirche Our Lady aus dem 19. Jahrhundert markiert diesen Ort. Die Kirche wurde teilweise über die Ruinen einer byzantinischen Kirche und auch zum Teil über den Ruinen eines mamelukischen Badehauses gebaut. Über dem Eingang der Kirche ist ein Bild, welches zeigt, wie Jesus seine Mutter trifft. Innen können Sie ein wunderschönes Bodenmosaik aus dem 5. Jahrhundert und Wandmalereien sehen. Dieses Ereignis wird nicht in der Bibel erwähnt.
Die 5. Station des Kreuzweges
An der fünften Station wiesen römische Soldaten Simon von Cyrene an, Jesus beim Tragen des Kreuzes zu helfen (Lukas 23). Zu diesem Zeitpunkt erlitt Jesus quälende Schmerzen, weil er das schwere hölzerne Kreuz schleppte. Der Weg erreichte den letzten Aufstieg zum Hügel der Kreuzigung und die Soldaten merkten, dass Jesus das Kreuz nicht länger alleine tragen konnte. Eine kleine Mulde in der Steinmauer an dieser Station soll ein Abdruck sein, den Jesus hinterließ, als er an der Wand lehnte. Seit 2000 Jahren wird dieser Stein von Pilgern berührt, weshalb er weich wurde. Eine kleine franziskanische Kirche, 1895 an der Station erbaut, ist nur mit einem Jerusalemer Kreuz und einem franziskanischen Kreuz markiert. Dort bauten die Franziskaner ihr erstes Zuhause in Jerusalem 1229.
Die 6. Station des Kreuzweges
Die sechste Station markiert den Ort, an dem Veronica das Gesicht von Jesus mit ihrem Schleier wischte. Man glaubt, dass sich Jesus' Gesicht auf das Tuch abdrückte. Das heilige Tuch (Sudarium) befindet sich im Petersdom in Rom als heiliges Relikt. Der Name Veronica kommt aus dem Lateinischen – „vera icon“ bedeutet wahres Bild. Man glaubt, dass Veronica an dieser Station der Via Dolorosa lebte. Heute befindet sich an dem Ort eine griechisch-katholische Kirche des Heiliges Gesichts, welche zum Kreuzfahrerkloster St. Cosmos gehört. Die Kapelle wurde 1882 auf den Überresten eines byzantinischen Klosters erbaut. An der Decke der Kirche befinden sich Kreuzfahrerbögen. 1953 wurde die Kirche von dem Architekten Antonio Barluzzi renoviert.
Die 7. Station des Kreuzweges
An der siebten Station des Kreuzweges brach Jesus zum zweiten Mal unter der Last des Kreuzes zusammen. Man glaubt, dass Jesus Verurteilung zum Tode hier öffentlich gemacht wurde, allerdings könnte dies auch am Tor der Verurteilung passiert sein. Jesus verließ die Altstadt in Richtung des Kalvarienberges. Zu der Zeit befand sich der Kalvarienberg außerhalb der Stadtmauern und Kreuzigungen fanden nicht in der Stadt statt. Heute befindet sich an der siebten Station eine franziskanische Kapelle. In der Kapelle können Sie eine Säule sehen, die an der antiken Hauptstraße Jerusalems, der Cardo stand. Dieses Ereignis wird nicht in der Bibel erwähnt.
Die 8. Station des Kreuzweges
Diese Station befindet sich an dem Ort, wo die Töchter Jerusalems um Jesus weinten (Lukas 23, 27). Jesus hielt an, um die Frauen zu trösten und sagte ihnen, sie sollten nicht um ihn weinen, sondern eher für sich und ihre Kinder. Zur Zeit der Kreuzigung befand sich diese Station schon außerhalb der Stadtmauern. Heute befindet sich dort eine griechisch-orthodoxe Kirche, die dem Heiligen Charalampos gewidmet ist. Hinter den Steinmauern an dieser Stelle liegt ein griechisch-orthodoxes Kloster. Ein kleines und gut erkennbares Emblem, welches in die Mauern gehauen ist, zeigt den Namen Nika (IC-XC-NI-KA), was die Eroberung von Christus bedeutet. In der Nähe der achten Station befindet sich ein deutsches Hospiz mit dem Malteserkreuz über dem Eingang, das Zeichen des Johannes-Ordens.
Die 9. Station des Kreuzweges
An der neunten Station des Kreuzweges taumelte Jesus zum dritten Mal vor dem letzten Aufstieg zum Kalvarienberg. Es handelt sich um die letzte Station vor der Grabeskirche. In der Nähe befindet sich der koptisch-orthodoxe Komplex. Ein Kreuz an einer römischen Säule an der Mauer des koptischen Patriarchats zeigt den Ort der neunten Station an. Eine grüne Tür an der linken Seite führt zum Hof vor der Grabeskirche.
Die kleine koptische Kirche St. Helena ist der Mutter Helena des Eroberers Konstantin gewidmet (246-327 n. Chr.). Im 4. Jahrhundert entdeckte Helena wichtige christliche Orte im Heiligen Land und restaurierte diese, unter anderem auch das „wahre Kreuz“, welches an dem Ort, wo heute die Grabeskirche steht, gefunden wurde. In der Kirche befindet sich eine unterirdische Zisterne, die von Helena entdeckt wurde. Man glaubt, dass diese das Heilige Grab mit Wasser versorgt.
Die 9.-14. Station des Kreuzweges
Heute befinden sich die letzten fünf Stationen des Kreuzweges in der Grabeskirche, einer großen Basilika, die gebaut wurde, um die heiligen Orte zu vereinen, an denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde und dort starb, vom Kreuz genommen und in einem Grab zur Ruhe gelegt wurde.
Eine franziskanische Kirche rechts vom Eingang der Grabeskirche markiert den Ort, an dem Jesus seine Kleider abgenommen wurden. In Markus 15,24 erfahren wir, wie die römischen Soldaten auslosten, wer Jesus' Kleidung bekommen würde. Die zehnte Station ist ein Raum in der Grabeskirche, der auch Kapelle der Franken genannt wird. Die elfte Station ist der Ort der Kreuzigung, welcher sich auf einem Hügel außerhalb der Altstadt befand (Kalvarienberg). Heute ist an diesem Ort ein franziskanischer Altar.
An der zwölften Station starb Jesus am Kreuz. An dieser Stelle befindet sich ein griechischer Altar. Unter dem Altar können Sie eine silberne Scheibe mit einer Markierung sehen, welche die Stelle markiert, wo das Kreuz stand. Die dreizehnte Station ist eines der ersten Dinge, die Sie sehen, wenn Sie die Grabeskirche betreten. Es handelt sich um einen Steinblock (Stein der Salbung), von dem man glaubt, dass Jesus dort lag, nachdem er vom Kreuz genommen wurde. Dort wurde er für sein Begräbnis vorbereitet. In der Bibel erfahren wir, wie sein Körper in Leinen gewickelt und mit Ölen und Salben nach jüdischer Tradition behandelt wurde.
Die 14. Station des Kreuzweges – das Grab Christi
Das Heiligste im Christentum ist das Grab Christi, welches sich im Herzen der Grabeskirche in einer Ädikule im Zentrum der großen Rotunde befindet. Dort befindet sich auch die Kapelle des Engels mit einem kleinen Stück des Verschlusses der Grabeshöhle. Die Kapelle führt zu dem Grabmal selbst. Dort wurde Jesus begraben und ist drei Tage später auferstanden. Das kleine rechteckige Gebäude (Ädukile) markiert das Ende des Kreuzweges.
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